Deutschland und die Liebe zum Norden

Billy-Regale, Odda-Bettgestelle, Ektort-Sofas und all die lustig klingenden Möbelnamen die das beliebte IKEA Einrichtungshaus noch zu bieten hat. Doch die Liebe der Deutschen zu skandinavischen Möbel reicht mittlerweile 100 Jahre zurück. Man weiß sofort in welcher Region Europas man sich befindet wenn man ein Wohnhaus im Norden betritt. Die minimale Anzahl einfacher und dennoch funktionaler Möbelstücken in hellen Tönen sind Merkmal eines solchen Hauses. Man spricht dabei vom nordischen Purismus.

Dabei sah es vor einigen Jahren in deutschen Wohnzimmern noch ganz anders aus. Sie waren voll gestellt, mit dunklen und schweren Möbeln, die einen zu erdrücken drohten. Doch die Einrichtung im Wandel der Zeit sorgte dafür dass diese immer zeitloser wurden. Heutzutage schmücken Einrichtungsgegenstände der skandinavischen Linie deutsche Häuser. Mögen sie zwar einfach sein aber mittlerweile werden sie auf der ganzen Welt immer berühmter, wie z.B. der Paimio-Stuhl oder die dreischirmige PH-Leuchte, die alle von Designern des skandinavischen Raumes stammen und damit für Naturverbundenheit, Schönheit und Schlichtheit stehen.

Doch was gefällt den Deutschen an diesem skandinavischen Purismus? Denn um den Irrglauben einmal abzulegen, Einrichtungsgegenstände ausschließlich im Schwedenhaus kaufen entspricht schon lange nicht mehr der deutschen Mode. Gerade kleine Spezialgeschäfte mit finnischem Möbelstil aus den 40er Jahren können, vorwiegend junge Kundschaft, die sich in der Möbelwahl noch nicht festlegen möchten, verbuchen. Doch allein durch die sehr ähnlichen klimatischen Bedingungen sollte die Positive Reaktion aus dem hohen Norden nicht verwunderlich sein.

Doch wann entfachte die Liebe der Deutschen eigentlich? Zum ersten Mal erwachte sie Ende des 19. Jahrhunderts. Als die Pädagogin Ellen Key und der Maler Carl Larsson eine neue Einrichtungslinie der frühen Moderne entwickelten. In den 50er Jahren entzündete dann eine Faszination der Deutschen für die Skandinavische Mode, so kehrte die Stilrichtung Danish Modern in deutsche Wohnzimmer ein. Zum dritten Mal erblühte die Liebe in Deutschland dann in den 90er Jahren. Die Begeisterung für die Schlichtheit der Möbel und des relativ günstigen Preises ist seitdem nicht abgeschwächt.

So dass nicht verwunderlich ist, dass auf das 1974 ersteröffnete Ikea-Möbelhaus in Deutschland noch 45 weitere folgten. Ingvar Kamprad, der Kopf der Eröffnung, erkannte die Liebe der Deutschen früh. Und heute sind Geschäfte wie BoConcept, Bolia und Ikea bereits ins deutsche Stadtbild integriert und könnten gut als Eigentum vermarktet werden.

Bildquelle: donnierayjones, CC

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